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Alles in Butter

Ich war gerade 18, Student im ersten Semester Architektur und Stadtbau in Mainz.

An den Wochenenden fuhr ich oft nach Hause in die Pfalz, zu meiner Mutter in mein Heimatdorf.

Sie arbeitete inzwischen bei der Post als Briefträgerin – ein Job, der sie auch samstags früh aus dem Haus brachte.

 

So war ich an diesem Morgen im Jahr 1976 allein, als ich gegen zehn Uhr verschlafen in unsere Essküche kam.

Was ich dort auf der Anrichte entdeckte, ließ mich kurz innehalten: ein Toaster.

Ein echter, glänzender Toaster – das erste Mal, dass ich so ein Gerät im Original sah. Es war auch der Erste, den sich meine Mutter geleistet hatte.

 

Natürlich kannte ich Toaster aus dem Fernsehen, vor allem aus amerikanischen Serien, in denen sie scheinbar zur Grundausstattung jeder Küche gehörten. Und jetzt stand so ein Stück moderner Welt plötzlich bei uns – mitten in der Pfalz, mitten in meinem vertrauten Zuhause.

Da musste ich nicht erst auf meine Mutter warten: Toastbrotscheiben hatte ich im Brotkasten gefunden, also ran an die Butter.

Blamageguden in Butter

Eine Warnung gab es keine – stattdessen schlug der Blamageguden mit voller Wucht zu:

In meiner jugendlichen Unwissenheit schmierte ich die ersten beiden Toastscheiben großzügig mit Butter ein, steckte sie in den Toaster, schaltete das Gerät ein und wartete gespannt auf mein erstes selbst getoastetes Frühstück.

 

Die Enttäuschung ließ nicht lange auf sich warten. Schon nach wenigen Sekunden breitete sich ein seltsamer Geruch in der Küche aus – nicht gerade appetitanregend.

 

Und dann dieser Pfusch: Der Toaster war unten offen konstruiert, und die inzwischen flüssige Butter tropfte munter durch den Tost über die Heizspiralen hindurch, direkt auf die Anrichte. Dort bildete sie eine unschöne, fettige Pfütze.

 

So hatte ich mir das Ganze wirklich nicht vorgestellt. Ich brach das Experiment frustriert ab und war alles andere als begeistert von diesem missglückten Start. Meine Mutter konnte ich ja noch nicht fragen, wo sie diesen Pfusch gekauft hatte. 

 

Zum Glück lag im Brotkasten noch das hervorragende Brot von unserem Dorfbäcker und Feuerwehrkommandanten Ferdi  Krebs. Damit war mein Frühstück zumindest gerettet, auch wenn der große Toaster-Moment gründlich ins Butterfett gefallen war.

 

Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich ja nicht, dass bei mir Blamageguden zugeschlagen hatte.

 

Erst als meine Mutter kam, das ganze Ausmaß gerochen und gesehen hatte, wurde mir langsam klar, dass ich da offensichtlich was verkehrt gemacht hatte. Die Reinigung war nicht einfach und nie wirklich erfolgreich.

 

Als die Aufregung sich gelegt hatte, war natürlich der Blamageguden in der Küche und alle, die es wissen wollten, haben es mitbekommen, wie der Herr Student aus Mainz sein Toast zubereitet.

 

Es sind jetzt über 50 Jahre vergangen: Ich mag immer noch keinen Toast!

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